Norditalien und Südalpen

Italien war wieder mal eine Reise wert. Doch anstatt weiter in den Süden zu fahren, sind wir diesmal am Alpenrand hängen geblieben. Und es hat sich gelohnt, wir haben viel gesehen und erlebt. Vor allem aber haben wir uns viel Zeit genommen, so dass die Reise sehr erholsam war.

Auf der Reise waren wir am Alpenrand von Bergamo über Brescia und den Iseo-See zum Gardasee, am Monte Baldo und in Verona unterwegs.

Luzern

Auf der Fahrt nach Italien haben wir einen Zwischenstopp in Luzern eingelegt und uns das Kulturzentrum am Vierwaldstättersee angesehen. Danach ging es über den Brenner ins regnerische Tessin und weiter in die schwül-heiße Lombardei. In Bergamo hatten wir ein schönes B&B, von dem aus wir die Stadt erkunden konnten.


Konzert- und Kulturzentrum Luzern

Bergamo und Brescia

Bergamo. Ein hübsches Städtchen mit sehenswerten Kirchen, einer mittelalterlichen Altstadt auf dem Hügel (Cittá Alta) und einer barocken Neustadt in der Ebene (Cittá Bassa). Wir haben den Tag mit Bummeln, Besichtigen und Genießen verbracht.


Basilica S. Maria Maggiore in Bergamo


Bergamo

Weiterfahrt von Bergamo am Iseo-See entlang nach Brescia. Die Luft war noch viel dunstiger als an den Tagen zuvor. Der Grund: Sahara-Sand lag in der Luft.

Brescia ist im Vergleich zu Bergamo römischer = rechtwinkliger, ruppiger und auch häßlicher, da ändern auch die beiden Domkirchen und die palladianische Loggia nichts dran. An diesem furchtbar heißen Tag war der Stadtrundgang eher quälend, also sind wir bald weitergefahren zu unserem nächsten Quartier, dem Rifugio Monte Baldo.

Monte Baldo

Ohne es zu ahnen, haben wir drei Tage Halbpension im Schlaraffenland gebucht, für 29 Euro pro Person und Nacht. Ein »normales« Abendmenü sieht hier folgendermaßen aus: Ein paar Antipasti mit Schinken und Salami. Dann ein knackiger Salat. Als nächstes eine Speckknödelsuppe. Zwischendurch eine Crespella, Pfannkuchen mit Ricottafüllung. Und das war nur das Vorgeplänkel, denn nun fängt das eigentliche Abendessen an: Primo Piatto, zum Beispiel Gnocci mit Lachs. Secondo Piatto, zwei Sorten Fleisch mit Gemüse. Und ein süßes Dessert fehlt natürlich auch nicht. Wer mitgezählt hat, kommt auf Sieben Gänge. Dabei steht auch noch eine Flasche Rotwein und Mineralwasser auf dem Tisch. Das hält man natürlich nur mit ausgiebigen Wanderungen aus, aber dafür bietet der Monte Baldo ja jede Menge Möglichkeiten.

Sentiero del Ventrar. Dieser schöne Weg auf dem Bergkamm des Baldo gehört sicherlich zu den lohnendsten Touren der Region. Von der Seeseite aus (Malcesine) führt eine Seilbahn herauf, von der Ostseite aus kann man aber auch vom Auto aus starten. Die Panoramastraße führt an der Bocca di Navene vorbei, einem tiefen Einschnitt im Kammverlauf mit Tiefblick auf den See. Wenn nur der zähe insubrische Dunst nicht wäre, der hier im Frühling tagein tagaus die Sicht einschränkt und einen bildnerisch kontraproduktiven Grauschleier aufs Foto zaubert. Etwas oberhalb liegt ein Parkplatz, und von hier führt der Weg durch Schluchten und über Kalkfelsen um die Cime di Ventrar herum zum Westhang. Auf diesem Wegabschnitt haben wir viele schöne Alpenblumen gefunden, darunter auch die Pracht-Primel Primula spectabilis, einen südalpinen Endemiten. Weiter gehts über die Almwiesen hinauf zur Seilbahnstation. Unter anderem steht Holunder-Knabenkraut Dactylorhiza sambucina und Alpen-Aurikel Primula auricula am Wegrand. Da das Wetter etwas trüb war, herrschte wenig Andrang an der Seilbahnstation. Auch der Bayerische Biergarten um die Ecke war kaum frequentiert. Was für ein merkwürdiges Ambiente: Liegestühle und Bierbänke für die Touristen, und keine hundert Meter weiter die herrlichsten Enzian-Trollblumen-Orchideenwiesen. Über den Kamm der Colma di Malcesine führt der Weg zu einer Felskante und von dort wieder steil hinab zur Bocca di Malcesine.


Pfingstrose, Paeonia officinalis


Holunder-Knabenkraut (Dactylorhiza sambucina) zwischen Clusius-Enzian (Gentiana clusii)

Gardasee

Der Tag begann mit Regen und Gewitter. Also wurde aus einer weiteren Monte-Baldo-Wanderung nichts. Wir sind stattdessen hinab ins Etschtal gekurvt und nach Trient gefahren. Doch der Stadtbummel endete schon nach wenigen Schritten im erstbesten Café, denn anders gab es kein Entkommen vor den Wassermassen. Da absolut keine Besserung in Sicht war, haben wir uns die Gegend ein wenig aus dem Auto heraus angesehen. Unser Auto zog es hinab an den Gardasee. Immerhin – hier regnete es weniger, und in Riva und Arco konnten wir sogar trockenen Fußes aussteigen.


Blick auf Torbole, den Gardasee und den Monte Brione

Die Wolken hatten sich am Vortag und in der Nacht weitgehend abgeregnet, und so war der nächste Morgen wunderbar hell und klar. Diesmal haben wir einen Stopp am Monte Brione eingelegt. Herrlich, die Pyramiden-Orchideen Anacamptis pyramidalis in den Olivenhainen. Ansonsten war es hier für die Orchideenblüte zu spät, die Ragwurz-Fruchtstände waren nicht mehr identifizierbar.


Pyramiden-Orchidee (Anacamptis pyramidalis)

Die Fahrt ging weiter am Ostufer entlang über Torbole nach Malcesine und weiter nach Brenzone. Auf der Suche nach einem Sonnenplatz am Ufer landeten wir einen Glückstreffer: ein einziger Badesteg war weder abgesperrt noch als ‚proprieta privata‘ gekennzeichnet. Und vor allem: er war noch frei! Dieser Platz ist so schön, dass wir noch öfter hierher kamen. Nach einem Sonnenbad und einem erfrischenden Sprung ins kühle Gardasee-Wasser fuhren wir hinauf nach San Zeno und wieder hinab in Richtung Torri del Benaco.


‚unser‘ Steg am Gardasee

Auf der Suche nach Orchideen habe ich weißgottwieoft angehalten und verdächtige Standorte abgesucht. Besonders interessierte mich das Wohlriechende Wanzen-Knabenkraut Anacamptis fragrans, das mir schon fast wie ein Phantom vorkam: die Standorte schienen zu passen, aber es war einfach nicht zu finden. Dann, am Südfuß des Monte Baldo, war es endlich soweit. In einem trockenen Federgrasrasen standen sie zuhauf! Und dazu auch die Spätblühende Pyramiden-Orchidee, Anacamptis pyramidalis subsp. serotina, einfach toll.


Spätblühende Pyramiden-Orchidee (Anacamptis pyramidalis subsp. serotina)


Wohlriechendes Wanzen-Knabenkraut (Anacamptis fragrans)

Valeggio sul Mincio

Mit diesen schönen Funden in der Kamera ging es hinunter nach Valeggio sul Mincio, zu unserem nächsten Quartier. Wie sich herausstellte, war es das schönste der Reise.

Noch drei weitere Tage am Gardasee: Pflanzen und Eidechsen schauen, Baden, Sonnen, die Dörfer am See besuchen und – Genießen. Einen Tag sind wir am Westufer entlang gefahren und haben uns über einen irrsinnigen Stau in der Gegenrichtung gewundert. Die Erklärung war ganz einfach: es war der Nationalfeiertag in Italien, viele hatten ein verlängertes Wochenende am Gardasee verbracht und wollten dummerweise alle gleichzeitig auf der Gardesana Occidentale heimwärts. Wie schön, das wir in die andere Richtung unterwegs waren…


Eidechse

Verona

Am letzten Abend der Reise sind wir nach Verona gefahren, haben uns ein wenig in der Innenstadt umgesehen und auf der Piazza delle Erbe gespeist. Als Aperitif hatten die Einheimischen ein orangenes Getränk in Weingläsern vor sich stehen, offenbar ein regionales Szenegetränk. Das mussten wir natürlich auch probieren. Es heißt Spriz Aperol, schmeckt äußerst lecker und besteht aus 40% Weißwein, 30% Mineralwasser und 30% Aperol. Wir haben die Abenstunden in der Stadt und an der Arena genossen, und ließen den letzten Abend in Valeggio ausklingen.


Römische Arena in Verona

Auf der Heimfahrt am Mittwoch schüttete es wie aus Eimern. Trotzdem legten wir einen Stopp zum Bummeln in Bozen ein, dankenswerterweise haben die Bozner ihre Innenstadt mit Lauben gebaut, so dass der Regen nichts ausmachte.

Fotos der Reise auf flickr

Zwischenstopp in Luzern
Bergamo
Iseo-See mit Saharastaub
Monte Baldo
nördlicher Gardasee
südlicher Gardasee
Valeggio sul Mincio
Verona

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1 Kommentare

  1. Hallo ihr zwei,
    was habt Ihr wieder für schöne Bilder aus Italien mitgebracht… Vor allem die Orchideen-Bilder werden nie langweilig (habe auch in den irischen Dünen kürzlich welche gesichtet :-) ).
    Viele Grüße,
    Stephan

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