Helm-Knabenkraut Orchis militaris Orchideen in der Rhön und Mainfranken

Im Jahr 1753 begründete Carl von Linné in seinem Werk »Species Plantarum« die moderne Nomenklatur der Pflanzen. Darin schuf er die Gattung Orchis, aus der später unter anderem die Gattungen Platanthera, Gymnadenia, Dactylorhiza und Anacamptis herausgelöst wurden.

Das Helm-Knabenkraut wird immer in dieser Gattung verbleiben, denn es ist ihre Typusart und damit auch die der gesamten Pflanzenfamilie der Orchideen.

Das Helm-Knabenkraut

In der griechischen Mythologie war Orchis der Sohn einer Nymphe und eines Satyrs. Nachdem er getötet wurde, verwandelten ihn Gebete seines Vaters in eine Pflanze, die nach ihm benannt wurde.

Die ältesten Nachweise für den Pflanzennamen Orchis finden sich beim griechischen Philosophen Theophrast (ca. 371-287 v. Chr.), der mit dem Namen auf die angeblich hodenähnliche Gestalt der Wurzelknollen anspielt. Er begründete auch den Volksglauben, dass eine Frau, die die jüngere, saftige Knolle isst, einen Sohn zur Welt bringt: daher der Trivialname Knabenkraut.


Helm-Knabenkraut in Mainfranken, 04.05.2014

In der Rhön ist das Helm-Knabenkraut je nach Region seltener oder häufiger. Es bevorzugt die wärmeren, niederschlagsärmeren Gebiete im Süden und Osten sowie im Bergwinkel. Besonders häufig sind seine prächtigen Blütenstände mit den kleinen rosaroten »Soldaten« in den ehemaligen Weinbergslagen des Saaletals zu finden.

In der regenreicheren Kuppenrhön sowie im nordwestlichen Vorland ist es dagegen sehr selten. Hier werden immer wieder Pflanzen beobachtet, die allein, stolz, ja fast trotzig an ihren Standorten ausharren. Doch ausgerechnet an einem der höchstgelegenen Kalk-Halbtrockenrasen der Rhön hat diese Art ein kleines aber stabiles, seit langem bekanntes Vorkommen. In größeren Populationen treten öfters Farbvarianten auf, beispielsweise die weiß blühende var. albiflora.

Nomenklatur

Wissenschaftlicher Name:
Orchis militaris L. 1753

Deutsche Namen:
Helm-Knabenkraut, Helmorchis, Soldaten-Knabenkraut

Kurzbeschreibung

Kräftige, auffällige Pflanze, Wuchshöhe 20-60 cm. Runde Knolle, jährlich eine Tochterknolle bildend, zur Blütezeit daher mit zwei Knollen. 3 bis 6 frischgrüne, glänzende Rosettenblätter, 1 bis 2 scheidige Stängelblätter. Blütenstand eiförmig bis zylindrisch, etwa 15- bis 50-blütig. Tragblätter klein, häutig. Blütengröße 15-20 mm. Sepalen und Petalen helmförmig, silbergrau. Lippe tief dreilappig, wobei der Mittellappen nochmals gespalten ist und ein Zähnchen zwischen beiden Zipfeln trägt, weiß mit kräftig rosaroten Enden, Lippenzentrum mit dunkelroten Papillenbüscheln besetzt. Sporn abwärts gerichtet, nektarlos. Bestäubung durch Bienen, insbesondere Hummeln.
Blütezeit in der Rhön und in Mainfranken: Ende April bis Ende Mai.

Vorkommen und Standort

In der Rhön gebietsweise häufiger, selten oder fehlend, vor allem in milden Lagen.
Standorte: Magere Wiesen, Halbtrockenrasen, Säume, ehemalige Weinberge. Auf trockenen bis mäßig frischen kalkreichen Böden.
Höhenverbreitung in der Rhön: ca. 180 m bis 750 m.
Gesamtverbreitung: Europa, vor allem im kontinentalen Osten, weit nach Asien vordringend. Nordwärts bis England und das Baltikum, südwärts eher in den Gebirgen.

Hybriden

Das Helm-Knabenkraut bildet gern Hybriden mit den beiden nah verwandten Arten Ohnsporn und Purpur-Knabenkraut: Orchis × spuria und Orchis × hybrida. Bedingt durch die Verbreitung der anderen Elternarten ist dabei ist die erstere sehr selten und die zweitere etwas häufiger.


Hybride von Helm- und Purpur-Knabenkraut am Südrand der Rhön, 11.05.2005

Mehr zu dieser Art

» flickr.com | Orchis militaris – alle Fotos von M. Klüber
» de.wikipedia.org | Helm-Knabenkraut
» AHO-Bayern e.V. | Orchis militaris

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