Weiße Waldhyazinthe Platanthera bifolia Orchideen in der Rhön und Mainfranken

Der häufig verwendete, aus der wissenschaftlichen Nomenklatur abgeleitete Name »Zweiblättrige Waldhyazinthe« ist irreführend, denn auch die andere heimische Art hat in der Regel nur zwei Blätter. Auch die Unterscheidung als Weiße und Grünliche Wald­hyazinthe ist suboptimal, denn in der Blütenfarbe unterscheiden sich beide Arten nur in Nuancen.

Eindeutig ist dagegen die Stellung der Antherenfächer. Bei dieser Art stehen sie ganz eng und paral­lel, der Sporneingang ist nahezu verdeckt.

Die Weiße Waldhyazinthe

In der Rhön ist die Weiße Waldhyazinthe die seltenere der beiden Platanthera-Arten. Obwohl sie in mehr als einem Drittel der Messtischblatt-Quadranten aktuell nachgewiesen ist, sind ihre Vorkom­men eher verstreut und nur spärlich besetzt. Gegenüber der Grünlichen Waldhyazinthe ist sie ökologisch weniger variabel und kommt fast ausschließlich im extensiven Grünland über ph-neutralen bis leicht sauren Böden vor.

In der Rhön liegen gewisse Häufungen von Funden auf den Hangwiesen am Rande der Hohen Rhön und im südwestlichen Vorland, doch auch auf Bergwiesen der zentralen Rhön ist sie gelegentlich anzutreffen. Analog zu ihrer Verbreitungs- und Bestandssituation ist diese Art auch erheblich stärker gefährdet als die Grünliche Waldhyazinthe. Das Gefährdungspotential entspricht dem anderer Wiesenorchideen. Ein erstaunliches Großvorkommen liegt direkt an der Autobahn A7, wo die Art direkt am Rande der Bankette und sogar auf kleinflächigen Verkehrsinseln massig wächst. Wo sich Populationen beider Waldhyazinthen überschneiden, kann potentiell auch mit der Hybride, Platanthera × hybrida, gerechnet werden. Diese wurde in der Rhön bislang nur selten nachgewiesen.


Weiße Waldhyazinthe

Nomenklatur

Wissenschaftlicher Name:
Platanthera bifolia (L.) Rich. 1817

Deutsche Namen:
Weiße oder Zweiblättrige Waldhyazinthe, Weiße oder Zweiblättrige Kuckucksblume, Weißes oder Zweiblättriges Breitkölbchen

Kurzbeschreibung

Zierliche Pflanze, Wuchshöhe 15-50 cm, insgesamt etwas kleiner als P. chlorantha. Längliche Knolle, jährlich eine Tochterknolle bildend, zur Blütezeit daher mit zwei Knollen. Zwei ovale, am Stängelgrund gegenüber stehende Blätter. Stängel mit 3-5 kleinen Blättern, Blütenstand zylindrisch, reichblütig, locker, bis etwa 50-blütig. Blütengröße 10-16 mm. Blüten weiß mit wenig ausgeprägter Grünkomponente, stark und angenehm duftend, insbesondere zur Dämmerungszeit. Seitliche Sepalen spreizend, mittleres über den etwa gleich langen Petalen stehend. Lippe zungenförmig, abwärts gerichtet. Staubbeutelfächer parallel zusammen­stehend. Sporn fadenförmig, am Ende nicht flach, viel Nektar führend. Bestäubung durch langrüsselige Nachtfalter, insbesondere Schwärmer.
Blütezeit in der Rhön und in Mainfranken: Mitte Juni bis Mitte Juli.

Vorkommen und Standort

In der Rhön im gesamten Gebiet verbreitet, jedoch insgesamt sehr selten.
Standorte: Magerwiesen, Bergwiesen, lichte Wälder. Auf mäßig trockenen bis mäßig feuchten, sauren bis basischen Böden.
Höhenverbreitung in der Rhön: ca. 200 m bis 900 m.
Gesamtverbreitung: Ganz Europa; von Nordafrika bis zum Polarkreis, ostwärts durch ganz Sibirien hindurch bis in die chinesischen und japanischen Gebirge.

Hybriden

An gemeinsamen Fundorten beider Waldhyazinthen kann die Hybride, Platanthera × hybrida, vorkommen. In der Rhön wurde sie bislang nur sehr selten nachgewiesen; sie ist mitunter auch schwer zu erkennen, wenn die Stellung der Antherenfächer nicht intermediär ist.

Mehr zu dieser Art

» flickr.com | Platanthera bifolia – alle Fotos von M. Klüber
» de.wikipedia.org | Zweiblättrige Waldhyazinthe
» AHO-Bayern e.V. | Platanthera bifolia

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