Hessisches Kegelspiel –
alle Neune, die Kugel und der Spieler
Tourenbericht 18.10.2008

Kegelsport der etwas anderen Art: Eine Gewalttour quer durch das Hessische Kegelspiel in der nördlichen Rhön. Alle Kegelberge an einem Tag. Schon vor einiger Zeit hatte Jan die Überlegung aufgebracht, alle Kegel des Hessischen Kegelspiels zu einer Tour zusammen zu fassen. Bei der Planung herrschte zunächst einmal etwas Unklarheit, welche Vulkankegel denn nun alle dazugehören. Die neun dicht beieinander stehenden Berge Kleinberg, Gehilfersberg, Morsberg, Hübelsberg, Stallberg, Appelsberg, Rückersberg, Lichtberg und Wieselsberg sind unstrittig. Manche bezeichnen den Gehilfersberg als Kugel, andere wiederum den etwas abseits stehenden Stoppelsberg. Der Soisberg wird manchmal als »Kegelkönig« bezeichnet. Summa summarum sind also elf Berge zu besteigen.


Hessisches Kegelspiel

Start am Soisberg

In der Früh um 6:30 Uhr treffen wir uns an der Sennhütte bei Rothenkirchen. Wir, das sind Jan, Jürgen, Michael und ich; Bernd kommt später dazu. Ein Auto lassen wir für die Rückfahrt stehen, mit dem anderen fahren wir hinüber nach Soislieden, dem Startpunkt unserer Wanderung.

7:00 Uhr – Start bei Dunkelheit. Wir steuern den ersten und höchsten Kegel an, den Soisberg.

7:20 Uhr – erster Kegel: Soisberg (630 m). Auf dem Aussichtsturm angekommen, bietet sich uns ein überwältigendes Bild: Nebel in den Tälern, und dazwischen das Kuppenmeer der nördlichen Rhön. Im Nordosten sticht die Abraumhalde des Kalibergwerkes Unterbreizbach hervor. Wir legen eine lange Fotopause ein. Der Wind bläst recht kräftig und die Finger werden rasch kalt, aber das hält uns nicht davon ab, bis zum Sonnenaufgang zu warten.


Blick über den Gehilfersberg zur Wasserkuppe und Milseburg, die Rasdorfer Kirchturmspitze ragt aus dem Nebel


Sonnenaufgang über dem Ulstertal


früher Morgen auf dem Soisbergturm


Nebelland

Anschließend steigen wir südwärts hinab nach Unterufhausen. Am Hang schmeißt Jan einen maroden Baumstamm um; das hat er sich als Zusatzaufgabe an jedem Kegel gestellt. Bis zum zweiten Kegel ist eine relativ weite Strecke zurückzulegen. Über den Hünberg gelangen wir nach Großentaft, hinter dem Dorf geht es steil bergan.


Herbstmorgen im Kegelspiel


Nebelaue


Der Kirchturm von Großentaft mit dem Stallberg

10:35 Uhr – zweiter Kegel: Kleinberg (522 m). Auf dem Gipfel gibt’s einen Geocache und einige schöne Phonolith-Formationen. Nun folgen die Kegel in relativ kurzen Abständen.

11:15 Uhr – dritter Kegel: Gehilfersberg (456 m). Der kleinste der Kegel, nah bei Rasdorf gelegen, trägt eine 1630 errichtete Wallfahrtskirche. Nach einem Brandanschlag 1996 wurde sie kurz darauf originalgetreu wiederhergestellt. Jan findet keinen Baumstamm zum Umschmeißen. Nach kurzer Pause peilen wir das nächste Etappenziel an.

12:05 Uhr – vierter Kegel: Morsberg (466 m). Durch eine Schneise geht es erst mäßig, dann sehr steil hinauf zum Gipfel. Von der Burgruine sind nur noch Geländeformen zu sehen, jedoch keine Mauerreste mehr. Ein paar knorrige Buchen stehen hier oben. Wir überqueren die stark befahrene Bundesstraße und gehen in südwestlicher Richtung weiter.

12:40 Uhr – fünfter Kegel: Hübelsberg (480 m). Der südlichste Kegel, relativ unscheinbar, mit ein paar interessanten Felsformationen. Bis zum Lichtberg geht es nun fast geradeaus, fünf Kegel stehen in einer Reihe. Wir halten uns nicht lang auf, denn Bernd wird gleich zu uns stoßen und hat eine Stärkung mitgebracht. Am Parkplatz Stallberg wartet er mitsamt kühlem Bier. Halbzeit!


Stallberg

13:50 Uhr – sechster Kegel: Stallberg (553 m). Der beherrschende Berg der Gegend, ein schöner Basaltberg mit urigen Bäumen und Basaltblöcken. Am Weg ein Geocache. Ganz oben muss sogar ein Stück geklettert werden. Hinab nach Norden geht es, und quer über die Antsanvia, die karolingische Handelsstraße von Frankfurt nach Leizpig, heute ein Feldweg samt beeindruckender Stromtrasse.

14:35 Uhr – siebter Kegel: Appelsberg (532 m). Halt so ein Bergkegel, aber der Anstieg ist ordentlich, langsam macht sich die bisher geleistete Anstrengung bemerkbar. Wir haben schon über 1100 Höhenmeter und etwa 25 Kilometer hinter uns.


Blick zurück zum Kleinberg

15:10 Uhr – achter Kegel: Rückersberg (525 m). Hinab, hinauf, das Spiel ist immer das gleiche. Die Gipfel ähneln sich. Hier oben springen ein paar Rehe davon, der Berg wird wahrscheinlich auch kaum besucht, denn es gibt hier nix zu sehen.

15:50 Uhr – neunter Kegel: Lichtberg (465 m). Ein kleiner, aber feiner Kegel mit aufgelassenem Steinbruch an der Nordseite. Jan war wohl schonmal mit der Familie da, denn am Hang liegen massenhaft Baumleichen. Nun geht es in südsüdwestlicher Richtung weiter.

17:10 Uhr – zehnter Kegel: Wieselsberg (518 m). Auf diesem schönen Kegel gibt es einige hübsche Felsformationen, aber leider auch einen noch aktiven Steinbruch. Am Nordfuß des Berges, an der Malgeser Mariengrotte, wartet der nächste Geocache. Es wird schon langsam Abend, doch nun folgt ein langes und recht langweiliges Wegstück durch das flache Buntsandstein-Tafelland bis zum Stoppelsberg. Wir wandern an Betzenrod vorbei und weiter durch die Feldflur nach Steinbach. Geradeaus geht es weiter nach Oberstoppel, wir erreichen das Dorf bereits bei Dunkelheit. Doch unser Ziel ist nun schon ganz nah. Der letzte Gipfel des Tages wird bei Nacht erstiegen.


Stoppelsberg voraus!

Ziel am Stoppelsberg

19:45 Uhr – elfter Kegel: Stoppelsberg (524 m). Auf dem Gipfel steht die Burgruine Hauneck, oben auf dem Bergfried beglückwünschen wir uns gegenseitig zum erreichten Ziel. Alle haben gut durchgehalten, auch wenn die Sohlen, Waden und Oberschenkel etwas schmerzen. Jan, Jürgen und Michael lösen noch einen Geocache mit meheren Aufgaben, bevor wir an den Langen Steinen vorbei hinab zur Sennhütte steigen, wo wir um 21:00 Uhr ankommen. Nach etwa zwölf Stunden Wanderung mit kurzen Pausen sind wir am Ziel.

Auf unserer Tour haben wir nicht nur 11 Bergkegel überschritten, sondern auch 43 Kilometer Strecke, 1800 Höhenmeter Aufstieg und 2000 Höhenmeter Abstieg zurückgelegt. Danke und Kompliment an alle Wanderer! Das war eine Aktion, die man nicht alle Tage erlebt…


Hessisches Kegelspiel vom Soisberg aus

Bilder der Tour auf flickr

Hessisches Kegelspiel

Tourenübersicht Hessisches Kegelspiel

Veröffentlichung

Der Artikel ist im Rhön-Magazin Herbst 2016 erschienen.
Online-Version: Das Hessische Kegelspiel

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11 Kommentare

  1. Das hört sich ja an wie eine Kombination aus Churfirsten (Jan vor einiger Zeit) und Mulhacén (wir, Marco): Möglichst weit, möglichst hoch und möglichst schmerzhaft (Füße danach) – und alles an einem Tag. Toll! Auch die Fotos sind spitze.
    Viele Grüße,
    Stephan

  2. Ihr seid ja verrückt! 43 Kilometer… und zur Vorsicht noch ein paar Bäume umwerfen – ihr müsst einfach zuviel überschüssige Energie haben. Tolle Bilder habt ihr von der Tour mitgebracht. Man sieht es deutlich auf den Fotos dass es ein schönes Erlebnis gewesen sein muss!
    lG Andi

  3. tolle bilder….tolle tour! war einen tag später auf dem soisberg, witzig…mein cousin hat den turm gebaut und ich musste ihn mir jetzt endlich unbedingt mal anschauen! aber als wir oben waren, war’s eher diesig und der wind hat uns fast über die brüstung geweht. auf die seite bin ich gekommen, als ich spasshalber mal „alschberg“ bei der google bildersuche eingegeben habe…ihre fotos sind wirklich ganz grossartig!

  4. Servus Jungs!
    Das nenne ich mal eine geniale Aktion. Ich komme aus Ufhausen und muss sagen, ich bin schwer beeindruckt. Vor allem die tollen Bilder haben es mir angetan.
    Nur in einem Punkt muss ich euch enttäuschen, denn der Rückersberg ist, der wohl am meisten besuchte Berg. Merwürdig aber wahr. Es gibt dort wirklich nichts besonderes und ich finde andere Berge des Kegelspiels auch deutlich schöner, aber der Rückersbergparkplatz ist zu jeder Tages- und Nachtzeit besetzt. Viele nehmen ihn als Lauf- und Joggingstrecke.
    Tolle Aktion!
    Grüße aus dem Kegelspiel!

    Antwort von Marco:
    Danke, Sebastian. Dass der Rückersberg häufig besucht wird, hätte ich nicht gedacht.
    Aber es muss ja auch nicht alles auf der Welt logisch sein.

  5. Leider ist ein Fehler drin, der Gehilfersberg gehört NICHT zum Kegelspiel!
    (siehe http://www.eiterfeld.de/Tourismus/HessischesKegelspiel/tabid/440/Default.aspx)
    Trotzdem Respekt ich habe mit ein paar Freunden demnächst die selbe Tour vor
    Gruß Michael

    Antwort von Marco:
    Mist, dann hätten wir ihn also auslassen und somit 150 hm und 1 Std. sparen können? Wer hat überhaupt festgelegt, welche dazu gehören? Sankt Bonifatius? Oder Alt-Landrat Fritz Kramer? Nix für ungut. Ich wünsche Euch viel Spaß auf der Tour!
    Viele Grüße von Marco

  6. Die Bilder sind nicht mehr zu toppen! Gratulation
    Da liegt das schöne doch so nah.
    Frag mal einen aus der Region ob der die Berge zusammen bringt
    geschweige schon mehr als einen bestiegen hat…
    Vielleicht macht die Seite dem Einen oder Anderen Appetit.
    Herzliche Grüße
    Joerg Hartmann

    Antwort von Marco:
    Danke!

  7. Ich bin erst seit ein paar Jahren „Hessen-Fan“ geworden (wohne in Brandenburg). Und seither interessiert mich ALLES!!!!! was das wunderschöne Hessenland ist und was es hat, was es ausmacht und was es so unsagbar liebenswert macht. Und dabei bin ich auch auf das HESSISCHE KEGELSPIEL gestoßen und auf Euren Tourbericht. Ich bin begeistert und kann gar nicht beschreiben, wie es mich fasziniert hat und immer noch fasziniert. Neidvoll sind meine Gedanken, weil Ihr ein so unbeschreibliches Abenteuer hingelget habt. Aber ich gönne es Euch! Großartige und stimmungsvolle Bilder auch… einfach nur wunder-wunderschön das Hessenland!

    Antwort von Marco:
    Na Dich hat es ja gepackt. Ich kann es sehr gut verstehen!!!!
    Viele schöne Erlebnisse in Deinem Traumland
    wünscht Dir
    Marco

  8. Ein Traumland, wahrhaftig. Die Riesen, die hier Kegel gespielt haben sollen, tauchen ja in vielen anderen Sagen auf. U. a. sollen sie auch die Hünengräber in Norddeutschland gebaut haben. Deshalb möchtge ich fast glauben, dass sie die Basaltsäulen aus dem Schildvulkan genommen und damit diese riesigen runden Pyramiden errichteten. sind das wirklich echte Vulkane? Wenn ja, müssten sie einen Vulkanschlot mit Magma haben und einen Auswurfkrater. Ganz tief unten müsste noch eine Caldera zu finden sein. Haben die Geologen das je nachgewiesen?.
    Wenn es überall auf der Welt Pyramiden gibt, wieso nicht auch in Deutschland?

    Die Sagen über Riesen und ihr goldenes Kegelspiel, das meist in den Gewölben dieser Berge verborgen steht, findet man auf
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Sagen_vom_Schatzkegelspiel

    und weiter Infos gibt es auf
    http://www.megalith-pyramiden.de

  9. Respekt vor dieser Truppe. Diese elf Berge gehören im weitesten Sinne schon zum Hessischen Kegelspiel. Offiziell sind es aber nur neun. Diese sind mit einem Vers, den wir in der Schule gelernt haben leicht zu merken: Es trägt das kleine Wiesel auf seinem lichten Rücken, durch Moor und Hügel, den Apfel in den Stall. So ist es.Leider bekomme ich es nicht hin, die Worte , welche auf die neun Berge hinweisen, fett zu markieren oder zu untersteichen. Ebenso bedauere ich, daß auf der Karte am Ende dieses schönen Wanderberichtes, mein Heimatdorf Goßentaft, welches genau in der Mitte des Kegelspieles liegt, wenn man die Karte vergrößert, noch nicht einmal benannt ist. Schade!!!!!! Viele Dörfer und Städte in der Gegend schmücken sich mit dem Hessischen Kegelspiel und Großentaft liegt mitten drin und hätte allen Grund wenigstens genannt zu werden.
    Karl Sauerbier, Ellerstr. 12, 36132 Eiterfeld-Großentaft

    Antwort von Marco:
    Hallo Herr Sauerbier, vielen Dank für den Kommentar. Übrigens hat einer der Teilnehmer auch Wurzeln in Großentaft! Der Bitte zur Hervorhebung der Namensbezüge kann ich nachkommen. Auf die Google-Karte habe ich allerdings keinen Einfluss (außer, dass ich sie verwende). Ja, da ist so manches an Beschriftungen fehlend oder merkwürdig…

    edit 2020:
    Mit der Umstellung auf die OpenTopoMap hat sich das glücklicherweise auch erledigt.

  10. Hi Marco, tolle Tour. Will diese bei dem schönen Wetter nachlaufen. Wie kann ich die Daten auf OpenTopoMap laden? Bin hier Neuling. Grüße Jürgen

    Antwort von Marco:
    Hallo Jürgen, die Karten habe ich erst kürzlich wegen Datenschutz alle aus Google Maps auf OpenTopoMap übertragen. Leider habe ich noch keine Möglichkeit gefunden, um den Track von der Seite zu exportieren. Aber ich werde das nachholen, wenn ich eine Möglichkeit gefunden habe. Beste Grüße, Marco

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