Sesvennagruppe

Sommertage in arktischem Ambiente: ein verlängertes Wochenende in der Sesvennagruppe, Unterengadin. Unser Ziel war die Hochfläche Rims zwischen Piz Lischana und Piz d’Immez. Aufstieg von S-charl zum Lej d’Immez, Touren zum Piz Lischana (Vorgipfel), Piz d’Immez und Piz Cristanas. Ftan und Tarasp im Unterengadin.

Schon bei der Anfahrt war das Wetter instabil, im Unterengadin hingen dichte Wolken. Bis wir aber am Nachmittag in S-charl eingetroffen waren, hatte sich der Himmel bereits etwas aufgehellt, und die Sonne schien wieder. Erst am frühen Abend haben wir unsere schweren Selbstversorger-Rucksäcke inclusive Luxusartikeln wie Bocksbeuteln etc. geschultert und sind zur Alp Sesvenna gestapft.


Alp Sesvenna

Der Almbauer kam uns entgegen, auf einer großen blauen Enzianblüte kauend, und hielt uns zur Eile an, wenn wir noch rauf nach Rims wollten. Aber daran haben wir uns aufgrund unseres antizyklischen Tourenstils ja schon gewöhnt. Dann also der anstrengende 800 m- Aufstieg durch die steile Flanke zwischen Piz Cotschen und Piz d’Immez. Ein sehr steiler Geröllpfad, auf den Schultern superschwere Rucksäcken – kein Vergnügen für die Achillessehne.


Licht und Schatten am Piz d’Immez

Oben auf der Hochfläche sind wir mit kurzen Hosen durch die tiefen Schneefelder hinab zum Lej d’Immez gewandert, unserem Lager für zwei Nächte. Gelegentlich sind wir bis zur Hüfte im Schnee eingesunken. Bis das Zelt stand und das Essen gekocht war, schien bereits die Venus über unserem einsamen eisbedeckten Bergsee.


Nacht am Lej d’Immez

Nach mehr oder weniger starken nächtlichen Regenfällen war der Morgen wieder klar und hell. Doch schon nach kurzer Zeit zogen wieder dichte Quellwolken auf, die Temperaturen waren ungewöhnlich warm – erhöhtes Gewitterrisiko also. Wir sind über die Rims-Hochfläche und die Fuorcla da Rims zum südlichen Vorgipfel des Piz Lischana gestiegen (3044 m), doch hier entschieden wir uns zur Umkehr – einerseits wegen der schwer einzuschätzenden Wettersituation, andererseits wegen der Schneelage am noch unbegangenen Grat.


Am Lej d’Immez, im Hintergrund Piz Cotschen und Piz da l’Aua

Zurück am Zelt, verbrachten wir den Nachmittag teils im, teils vor dem Zelt und auf dem Gipfelchen oberhalb unseres Lagers. Mal hat es stark geregnet, mal konnte man sich am Strand des Seeleins sonnen.


Unser eisiges Seelein


Blick aus dem Zelt, während eines Regenschauers

Nach einer erneuten Regennacht war der Morgen wieder schön, die Wolken diesmal aufgelockerter. Also auf zu den Gipfeln am Südrand des Plateaus. Nach kurzem Aufstieg zum westlichen Gipfel des Piz d’Immez (3022 m) folgte ein schöner, aussichtsreicher Schneegrat zum Hauptgipfel des Berges (3033 m). Der Weiterweg zum Piz Cristanas war noch nicht einsehbar. Ein Rudel Gämsen stieg aus dieser Richtung herauf, doch als wir herabkamen, nahmen sie schnell Reißaus. In wenigen Sekunden waren sie die Felsbarriere hinab, über größere Geröll- und Schneefelder bis in sichere Distanz gerannt. So schnell müsste man sich in diesem Terrain auch bewegen können… Wir haben eine steile Schneerinne zum unkompliziertesten Abstieg genutzt und sind jenseitig der Fuorcla Cornet hinauf zum Piz Cristanas (3092 m) gestiegen. Ein schöner Aussichtsgipfel, der in diesem Frühling noch nicht oft besucht war.


Auf dem Piz Cristanas

In den Geröllhängen, die wir am Rückweg passierten, blühten schöne Polster des Gegenblättrigen Steinbrechs (Saxifraga oppositifolia). Nach dem sonnigen Vormittag war unser Zeltplatz wieder schön trocken. Wir bauten das Zelt ab und trugen den nun etwas leichteren Rucksack wieder hinab nach S-charl. Die Bewölkung wurde immer dichter, und erste Regenschauer gingen nieder. Kaum saßen wir im Gasthaus bei einem Chübeli, schon bollerte es, und dann regnete es heftig. Wieder mal Glück gehabt mit dem Wetter!


Gegenblättriger Steinbrech, Saxifraga oppositifolia


Gegenblättriger Steinbrech, Saxifraga oppositifolia

Schließlich eine Übernachtung in Ftan, früh morgens raus zum Fotografieren. Das Dorf liegt wirklich ausgesprochen schön auf der Sonnenseite des Unterengadins mit Blick auf die Pisoc-Gruppe. Nach dem Frühstück in Tarasp dann die Rückfahrt, raus aus den kühlen, einsamen Bergen in die schwüle Sommerhitze.


Ftan mit Pisoc-Gruppe

Bilder aus der Sesvennagruppe auf flickr

Aufstieg von S-charl zum Lej d’Immez
Tour zum Piz Lischana (Vorgipfel) und über die Rims-Hochfläche
Tour über den Piz d’Immez zum Piz Cristanas
Ftan und Tarasp im Unterengadin
Heimfahrt

(zurück zum Beginn der Seite)

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Alpen von Marco. Setzen Sie ein Lesezeichen zum Permalink.

2 Kommentare

  1. Die Zusammenfassung ist ja schön geworden!
    Um dem Text zum Donnerstag zu folgen: Etwas Luxus muss schon sein…
    Ist Enziankauen eigentlich ungesund?
    Das allerletzte Bild – das Senkrechtpano von Ftan ist ja toll geworden!
    Auf ein Neues!
    Jan

  2. Super, Marco!
    Wie gewohnt spitzen Fotos, professionell präsentiert.
    Ich mag Deinen Blick für Details. Die Eisschollen fand ich z.B. super.
    Liebe Grüße
    Jürgen

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert