Honigorchis Herminium monorchis Orchideen in der Rhön und Mainfranken

Die Honigorchis ist eine der seltensten und unscheinbarsten heimischen Orchideen. Sie gehört aber auch zu den ganz besonderen Schätzen der Rhöner Flora. Die kleinen gelbgrünen Blüten dieses zarten Pflänzchens duften intensiv und angenehm nach Honig. Das Art-Epitheton monorchis spielt, genau wie der ebenso gebräuchliche deutsche Name Einknolle, auf eine physiologische Eigenheit der Art an: Im Gegensatz zu vielen anderen Knollenorchideen hat die Honigorchis zur Blütezeit nur eine Knolle.

Erst nach dem Abblühen entwickelt sich eine Tochterknolle. Sie wächst am Ende eines bis zu 20 cm langen Ausläufers, der aus der untersten Schuppenblattachsel entspringt. Da oftmals gleich zwei Ausläufer gebildet werden, tritt die Art an ihren Standorten gern gesellig auf.

Die Honigorchis

Die Honigorchis ist sehr konkurrenzschwach. Sie gedeiht nur auf kurzgrasigen, mageren und wechselfeuchten Standorten. Dabei kommt sie sowohl in Halbtrockenrasen als auch Kalkflachmooren vor; der Erhalt der Art erfordert in beiden Lebensraumtypen sorgfältige und spezielle Pflegemaßnahmen. Allerdings sind gerade die Vorkommen in sumpfigem Gelände nahezu vollständig verloren gegangen. Auf Halbtrockenrasen kommt sie überwiegend in nordseitigen Lagen vor, meist an den Oberhängen, und sucht die Nähe zum Waldrand oder zum Gebüsch.

Genau wie andere Orchideen mit derart speziellen Biotopansprüchen ist auch die Honigorchis von sehr starken Bestandsrückgän­gen betroffen. In ganz Deutschland gehört sie zu den stark bedrohten Arten. Zwar war sie auch früher schon nicht häufig, jedoch im Süden und in den Mittelgebirgen weit verbreitet. Gegenwärtig gibt es größere Vorkommen nur noch am Alpenrand, in der Eifel, im Weserbergland, auf der Schwäbischen Alb und eben in der Rhön. Außerhalb dieser Gebiete sind nur noch wenige isolierte Fundorte aktuell bestätigt. Die Bedeutung der Rhön als wichtiges Teilareal wurde in der Literatur bereits gewürdigt. Ihre Vorkommen in der thüringischen Rhön werden im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes »Thüringer Rhönhutungen« betreut und gepflegt. Dabei wird in einer ersten Pflegephase der Zustand der Lebensräume verbessert, um in einer zweiten Pflegephase die Projektziele auch langfristig zu sichern. Dazu gehört vor allem die Schaffung einer Infrastruktur, die den Schäfern eine nachhaltige Extensivlandbewirtschaftung ermöglicht.


Honigorchis im Biotop; Feldatal, Rhön, 17.07.2006

In der Rhön kam die Honigorchis früher an wenigen, weit über das Gebiet verstreuten Fundorten vor. Im thüringischen Gebietsteil wurde sie erstaunlicherweise erst 1963 nachgewiesen, obwohl hier die besten Vorkom­men der Region angesiedelt sind. Bei dieser Art schwanken die Bestandszahlen auffällig. Scheinbar grundlos brechen gute Bestände zusammen, um sich dann über Jahre hinweg wieder zu regenerieren. Ursache ist die Empfindlichkeit der Art gegenüber sommerlicher Trockenheit und Hitze. So dauert es nach extremen Sommern einige Jahre, bis sich die Bestände wieder erholt haben.

Nomenklatur

Wissenschaftlicher Name:
Herminium monorchis (L.) R.Br. 1813

Deutsche Namen:
Honigorchis, Elfenstendel, Kleine oder Einknollige Honigorchis, Einknolle, Herminie

Kurzbeschreibung

Sehr unscheinbare, zierliche Pflanze, Wuchshöhe 7-20 cm. Eiförmige Knolle, jährlich erneuernd, zur Blütezeit nur eine Knolle (Name!). Tochterknolle(n) an langen Ausläufern; daher horstbildend. Typisch sind die beiden (selten 3 bis 4) zugespitzten, gefalteten grundständigen Laubblätter. Stängel schlank, Blütenstand schmal und locker, bis 40-blütig. Blütengröße 5-8 mm. Blüten klein, gelbgrün, stark nach Honig duftend. Blütenblätter glockenförmig zusammenneigend. Sepalen eiförmig, stumpf. Petalen länger, schmaler, dreigelappt, Mittelabschnitt vorgestreckt oder rückwärts umgebogen. Lippe tief dreilappig. Schüsselförmige, nektarführende Aushöhlung am Lippengrund. Bestäubung durch kleine Fliegen, Käfer oder Wespen.
Blütezeit in der Rhön und in Mainfranken: Mitte Juni bis Ende Juli.


Blütenstand; Gersfeld, Rhön, 02.07.2006

Vorkommen und Standort

In der Rhön sehr selten, jedoch in überregional bedeutenden Beständen vorkommend.
Standorte: Halbtrockenrasen, Weiden, Flachmoore. Auf mäßig trockenen bis mäßig feuchten, kurzgrasigen Wiesen. Auf basenreichen Böden, meist auf Kalk.
Höhenverbreitung in der Rhön: ca. 300 m bis 700 m.
Gesamtverbreitung: Europa und Asien; kontinentale Art, in Westeuropa selten. Ost- und südwärts vor allem in den Gebirgen, bis zum Himalaya und nach Südchina.

Mehr zu dieser Art

» flickr.com | Herminium monorchis – alle Fotos von M. Klüber
» de.wikipedia.org | Einknollige Honigorchis
» AHO-Bayern e.V. | Herminium monorchis

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