Hummel-Ragwurz Ophrys fuciflora Orchideen in der Rhön und Mainfranken

Egal, ob Sie sich Sie sich zehn, hundert oder tausend Blüten der Hummel-Ragwurz ansehen: jede ist anders, und jede hat ihre eigene Farbe und Zeichnung. Freilich folgen sie alle dem gleichen Bauplan, doch auch ganz abgesehen von den Farb- oder Strukturvari­anten sind auch die »normalen« Blüten dieser Art von einer erstaunlichen Farben- und Formenvielfalt gekennzeichnet.

Ein Blütenstängel trägt meist nur wenige der relativ großen Blüten, und davon sind in der Regel nur zwei bis drei in voller Blüte, die anderen dagegen noch knospig oder schon am Abblühen.

Die Hummel-Ragwurz

Ganz zweifellos sind die Blüten der Hummel-Ragwurz außergewöhnlich schön, und deshalb ist der Wunsch vieler Naturfreunde, diese Art einmal zu sehen, gut nachvollziehbar.

Wer diese Art in der Natur finden möchte, wird es allerdings in der Rhön sehr schwer haben. Stattdessen verspricht eine Reise ins Taubergebiet, auf die Schwäbische Alb, in die südliche Eifel, ins Saargebiet oder an den Oberrhein wesentlich größere Erfolgsaussichten. Denn die überwiegend mediterran verbreitete Hummel-Ragwurz ist im mittleren Deutschland sehr selten, zeigt aber eine Ausbreitungstendenz nach Nordosten hin. In der Rhön stößt sie an den derzeitigen Nordostrand ihres Gesamtareals.

Im Gebiet der Rhön ist die Hummel-Ragwurz wahrscheinlich erst seit etwa 30 Jahren heimisch. Die wenigen alten Angaben aus dem Saaletal, der nordwestlichen Vorderrhön und Kuppenrhön blieben unbestätigt und sind zweifelhaft, vielleicht beruhten sie auch auf Verwechslungen mit der Bienen-Ragwurz. Um 1980 wurde die Art erstmals sicher in der Rhön nachgewiesen, und zwar im Nüsttal, kurz darauf (1983) dann auch im Gebiet der Fränkischen Saal, in jüngster Zeit auch noch an weiteren Stellen im bayerischen Gebietsteil. Weitere aktuelle, teils diffuse Angaben aus der Kuppenrhön und der östlichen Vorderrhön konnten nicht verifiziert werden oder beruhen auf Ansalbungen.


Hummel-Ragwurz in Mainfranken, 27.05.2015

Varietäten und Naturhybriden der Hummel-Ragwurz sind in der Rhön bislang nicht bekannt geworden. Allerdings traten an einem »verdächtigen« Standort diverse künstlich erzeugte Hybriden auf.

Kartierungen aus Süddeutschland verzeichnen für die Hummel-Ragwurz erhebliche Bestandszunahmen in den vergangenen Jahren. Auch wenn in der Rhön bereits einige Funde glückten und obwohl sich die Art im angrenzenden Mainfranken derzeit stark ausbreitet, kann dieser Trend in unserem Gebiet bislang noch nicht bestätigt werden, die Zahl der Pflanzen ist nach wie vor sehr gering. In Anbetracht der derzeitigen Situation gilt die Hummel-Ragwurz in der Rhön als vom Aussterben bedroht, zumal die Wuchsorte von Verbuschung bedroht sind und weil inzwischen auch schon ein gewisser Orchideentourismus eingetreten ist.

Nomenklatur

Wissenschaftlicher Name:
Ophrys fuciflora (F.W.Schmidt) Moench 1802

Gebräuchliche Synonyme:
Ophrys holoserica (Burm.f.) Greuter 1967

Deutsche Namen:
Hummel-Ragwurz

Kurzbeschreibung

Schlanke Pflanze, Wuchshöhe 15-35 cm. Runde Knolle, jährlich eine Tochterknolle bildend, zur Blütezeit daher mit zwei Knollen. 4 bis 7 grundständige, lanzettliche blaugrüne Laubblätter. Blütenstand locker, 2- bis 10-blütig. Blütengröße 18-27 mm. Blüten relativ groß, bunt, variabel gezeichnet. Sepalen eiförmig, meist rosa, selten heller. Petalen kurz. Lippe trapezförmig, dunkelbraun, gehöckert, am Rand behaart und mit großem, nach vorne aufgebogenen Anhängsel. Sehr reich gegliedertes Mal in weinroten bis grauvioletten sowie bräunlichen bis gelbgrünen Tönen. Säulchen stumpf geschnäbelt. Bestäubung durch die Langhornbiene Eucera longicornis, gelegentlich auch E. nigrescens. Blütezeit in der Rhön und in Mainfranken: Mitte Mai bis Mitte Juni.


Hummel-Ragwurz in Mainfranken, 20.05.2016

Vorkommen und Standort

In Mainfranken inzwischen zerstreut auftretend; in der Rhön selten, jedoch häufiger werdend.
Standorte: Halbtrockenrasen, auf buschigen Hängen und in lichten Kiefernwäldern. Auf mäßig trockenen Böden, stets auf Kalk. Wärmeliebend.
Höhenverbreitung in der Rhön: ca. 250 m bis 350 m.
Gesamtverbreitung: Mediterranëis, im atlantischen Westeuropa nach Norden vordringend, in der Rhön an der absoluten Nordostgrenze. Südostwärts bis Anatolien.

Mehr zu dieser Art

» flickr.com | Ophrys fuciflora – alle Fotos von M. Klüber
» de.wikipedia.org | Hummel-Ragwurz
» AHO-Bayern e.V. | Ophrys holoserica

» zur Startseite ‚Orchideen der Rhön‘
» zum Inhaltsverzeichnis
» zurück zum Beginn dieser Seite