Fliegen-Ragwurz Ophrys insectifera Orchideen in der Rhön und Mainfranken

Im Gegensatz zu den anderen vier Ragwurz-Arten der Rhön ist die Fliegen-Ragwurz auch ohne genaue Ortskenntnis relativ leicht zu finden; sie ziert in großer Regelmäßigkeit und Konstanz die Kalk-Halbtrockenrasen im gesamten Gebiet.

Sie ist die einzige Art ihrer großen Gattung, die ihren Verbreitungsschwerpunkt nördlich der Alpen hat, und die einzige die kühleres Klima bevorzugt. An den norwegischen Küsten erreicht sie den Polarkreis, im Mittelmeerraum ist sie dagegen selten.

Die Fliegen-Ragwurz

Die Rhön liegt im Arealzentrum, und hier kommt sie auch noch in guten Beständen vor. Doch auch diese für die Rhön so typische Orchideenart ist inzwischen gefährdet, der Biotopverbund ihrer Lebensräume wird immer lockerer. Im ehemals engmaschigen Netz ihrer Standorte reißt eine Verbindung nach der anderen ab: Gerade bei dieser Art ist ein eklatanter Rückgang von Kleinvorkommen zu beobachten, beispielsweise an Waldrändern, auf kleinen Rest-Halbtrockenrasen, auf verbuschenden Hutungen und in lichten Nadelwäldern.

Solche kleinen Vorkommen mögen einzeln betrachtet unbedeutend sein; im Gebiet der Rhön stellt die Individuenanzahl der Kleinvorkommen jedoch den Großteil des Gesamtbestandes der Art dar. Absehbar ist, dass sich die Biotoppflegemaßnahmen auf wichtige Schutzgebiete konzentrieren und dass kleine Restvorkommen fallen gelassen werden. Daher erscheint ein beträchtlicher Bestandsrückgang der Fliegen-Ragwurz inzwischen unaus­weichlich. Mit ihren kleinen insektenähnlichen Blüten ist die Fliegen-Ragwurz eine der markantesten heimischen Orchideen.


Fliegen-Ragwurz im Bergwinkel, Rhön, 24.05.2009

Sie hat den Volks­mund zu Namen wie beispielsweise Herrgottsrock, Hängender Jesuit, Samtweible und natürlich Fliegen- oder Mückenblume in­spiriert. Und tatsächlich sehen die Blüten aus wie eine kleine Fliegenversammlung an einem Halm. Die Täuschung gilt jedoch dem Männchen der Grabwespe Argogorytes mystaceus. Mit etwas Glück kann eine Pseudokopulation des Insekts auf der Blüte beobachtet werden.

Unter den heimischen Ragwurz-Arten gilt die Fliegen-Ragwurz als relativ wenig variabel. Dennoch ist die Form der Lippe und des Mals recht unterschiedlich, es gibt länglichere und breitere Ausführungen.

Gelegentlich sind helle Ränder zu sehen, doch freilich ist das Spektrum an Farbvarianten viel größer. So ist auch schon die grünblütige Form, var. virescens, in der Rhön nachgewiesen worden . Von dieser Art wurden sogar chlorotische Formen bekannt , die auf eine lebenslange Bindung an einen Wurzelpilz schließen lassen – ein unter Knollenorchideen eher seltenes Phänomen.

Nomenklatur

Wissenschaftlicher Name:
Ophrys insectifera L. 1753

Deutscher Name:
Fliegen-Ragwurz

Kurzbeschreibung

Schlanke Pflanze, Wuchshöhe 15-50 cm. Runde Knolle, jährlich eine Tochterknolle bildend, zur Blütezeit daher mit zwei Knollen. 2 bis 5 blau­grüne, lanzettliche, rosettig angeordnete, meist aufrechte Laubblätter. Blütenstand sehr locker, bis etwa 20-blütig. Tragblatt länger als der Fruchtknoten. Blütengröße 14-18 mm. Blüten mit eiförmigen, grünen Sepalen und fadenförmigen dunkelbraunen Petalen. Lippe länglich, tief dreilappig mit nochmals gespaltenem Mittellappen, samtig, braun mit rötlicher Komponente. Stahlblau-violett schimmerndes Mal in der Lippenmitte, Basalfeld kaum ausgeprägt. Säulchen rötlich, ungeschnäbelt, abgerundet. Bestäubung durch die Grabwespe Argogorytes mystaceus.
Blütezeit in der Rhön und in Mainfranken: Ende April bis Anfang Juni, teilweise sogar bis Anfang Juli.

Vorkommen und Standort

In der Rhön
verbreitet, auch in höhere Lagen vordringend, jedoch seltener werdend.
Standorte: Halbtrockenrasen, Buschwerk, Waldränder, lichte Kiefern- oder auch Buchenwälder. Auf trockenen bis mäßig feuchten Böden, stets auf Kalk.
Höhenverbreitung in der Rhön: ca. 200 m bis 800 m.
Gesamtverbreitung: Fast ganz Europa, Spanien bis westliches Russland, nördlich bis zum Polarkreis, südwärts in die Gebirge ausstrahlend.

Hybriden

Von den bislang in der Rhön gefundenen Hybriden der Fliegen-Ragwurz ist vermutlich nur diejenige mit der Kleinen Spinnen-Ragwurz, Ophrys × apicula, natürlichen Ursprungs, die anderen wurden sicherlich künstlich erzeugt.

Mehr zu dieser Art

» flickr.com | Ophrys insectifera – alle Fotos von M. Klüber
» de.wikipedia.org | Fliegen-Ragwurz
» AHO-Bayern e.V. | Ophrys insectifera

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