Zehn Tage durch die mittelitalienischen Landschaften Umbriens, der Abruzzen und der Toskana. Wir waren in Cortona, Perugia, Assisi, in der Abtei San Pietro in Valle, in Norcia, den Sibillinischen Bergen, in Rom, Leonessa, L’Aquila, im Gran-Sasso-Nationalpark, in Sulmona und in Lucca.
Nach dem obligatorischen Zwischenstopp in Freiburg ging es zunächst in die südöstliche Toskana. Im Etruskerstädtchen Cortona haben wir die Nacht und einen halben Tag verbracht. Von Cortona ging es weiter nach Umbrien, zunächst zum Trasimenischen See. 2224 Jahre nach dem Zweiten Punischen Krieg liegt der flache türkisblaue See friedlich da. Trotz des relativ warmen Wassers haben wir nicht gebadet – unter der brillanten Oberfläche sah das Wasser nämlich nicht sehr einladend aus…
Am Ufer des Trasimenischen Sees
Perugia
Nächstes Ziel war Perugia, die Hauptstadt Umbriens. Eine eindrucksvolle Stadt, nicht zuletzt aufgrund der außergewöhnlichen Stadtanlage mit der Unterstadt. Von den Balustraden am Rande des Berges, auf dem die Stadt gebaut ist, reicht der Blick bereits bis nach Assisi, unserer nächsten Station, dem berühmten Wallfahrtsort des Franziskus mit der gotischen Doppelkirche. Trotz der großen Besucherscharen kein touristischer, sondern immer noch vor allem ein religiöser Ort.
Adriatische Riemenzunge, Himantoglossum adriaticum
Abends dann die Weiterfahrt ins Valnerina östlich von Spoleto, am Rand der umbrischen Hochgebirge. Hier haben wir drei Übernachtungen in der wunderschönen Abtei San Pietro in Valle verbracht. Die Natur rund um die Abtei ist sehr interessant, auch aufgrund der vielen Orchideen.
Abtei San Pietro in Valle
Die Abtei San Pietro in Valle wurde im 8. Jahrhundert vom langobardischen Herzog Faroaldo aus Spoleto gegründet, Teile der Kirche stammen noch aus dieser Zeit. Nach Zerstörungen durch die Sarazenen wurde sie im 10./11. Jahrhundert wiederhergestellt und erneuert. 1850 wurde die Abtei aufgelöst, 1890 gelangte sie in Privatbesitz (außer der Kirche). Seit den umfangreichen Restaurierungen 1989 ist in der Abtei ein Hotel untergebracht.
Von der Abtei aus sind wir hinauf nach Norcia und in die Sibillinischen Berge gefahren. Der Piano Grande von Castelluccio – ein seltsam entrückte Landschaft unterhalb der rauen Apenninengipfel. So karg die Ebenen und Berghänge auf den ersten Blick scheinen – so bunt und artenreich sind sie beim näheren Hinsehen. Wir fanden zahlreiche Orchideen, insbesondere das leuchtende Gelb von Orchis pauciflora hat es uns angetan.
Castelluccio di Norcia in den Sibillinischen Bergen
Bergwiesen mit Orchis pauciflora
Einen Tag haben wir in Rom verbracht, einem Samstag – und wir waren nicht die einzigen, die auf diese Idee gekommen waren. Geparkt haben wir übrigens direkt neben dem Petersdom – man muss sich halt was trauen. Sehenswürdigkeiten haben wir diesmal nur insoweit angeschaut, als sie sich uns beim Shopping unweigerlich in den Weg stellten.
Pantheon
Von der Abtei sind wir weiter durch das Bergland von Umbrien und Lazio in Richtung Abruzzen gereist. Unterwegs kamen wir nach Leonessa, ein wunderschönes Bergstädtchen. Gemeinsam mit der Dorfbevölkerhung saßen wir Mittags in einer netten Taverne. Die Plätze vorm Fernseher waren von der Formel1-begeisterten Jugend besetzt. Meine Frau hatte einen Bohneneintopf bestellt, doch zwischen den Hülsenfrüchten tummelten sich undefinierbare Innereien – geschmeckt hat es trotzdem sehr gut!
Leonessa
Nach der Ankunft in L’Aquila sind wir hinauf auf den Campo Imperatore gefahren, ins Herz der Gran-Sasso-Nationalparks. Die große Hochebene liegt zwischen den höchsten Apenninenbergen, am Fuß des fast dreitausend Meter hohen Corno Grande. Zum Sonnenuntergang sind wir hinauf zur Rocca di Calascio gestiegen. Melancholisch mutet dieser Platz an – ein fast verlassener Ort auf dem hohen Bergkegel, mit freiem Blick zum Corno Grande.
Rocca Calascio mit Corno Grande
Früh morgens bin ich zum Corno Grande aufgebrochen – allein. Nach zweieinhalbstündiger Stapferei durch Geröll, Schnee und Eis stand ich auf dem Gipfel – und die Aussicht von solch freistehenden Bergen ist doch immer wieder überwältigend. Da der nordseitige Normalweg aufgrund des steilen Eises ohne Steigeisen im Abstieg nicht ratsam erschien, bin ich über die ‚Via delle Creste‘ abgestiegen. Eine fantastische Bergtour – und kein Mensch weit und breit!
Sonnenaufgang am Corno Grande
Nachmittags L’Aquila. Die Hauptstadt der Region Abruzzen ist ganz hübsch, wenn auch nicht besonders spannend. Also sind wir gegen Abend noch nach Sulmona gefahren. Confetti an allen Ecken und Enden, bunte Zuckerkonfekte in allen möglichen Formen – keine Ahnung wie sie schmecken. Wir haben in einem netten kleinen Restaurant gespeist, es war ganz ausgezeichnet, der Wirt hat uns einen sehr guten Kirschlikör aus den Abruzzen kredenzt und wir haben uns gut mit einer römischen Professorin unterhalten.
Von L’Aquila ging es dann wieder nordwärts bis nach Lucca. Wir haben für vier Tage in der schönen Villa San Michele Quartier bezogen. Lucca ist ein guter Ort, um nochmal ein paar Tage auszuspannen. Durch die vielen schmalen Gässchen des rechteckigen Stadtrasters schlendern, und zwischendurch auf der Piazza dell’Anfiteatro eine Kaffeepause einlegen. Herrlich!
Villa San Michele
Direkt hinter dem Hotel steigen die Berghänge des Monte Pisano auf. Ein Mini-Gebirge zwischen Lucca und Pisa, dessen ausgedehnte Garigues und Macchien zahlreiche interessante Pflanzen- und Tierarten beherbergen. Einige der zahlreichen Orchideenarten blühten im ANPIL-Reservat Monte Castellare oberhalb von San Giuliano. Und den schiefen Turm gabs von hier aus auch zu sehen.
Landschaft am Monte Pisano
Auf der Heimfahrt haben wir in Ligurien, zwischen La Spezia und Genua, noch ein Abstecher zu einer der bemerkenswertesten Orchideen Europas gemacht: dem Atlas-Knabenkraut, Orchis patens. Wie der Name bereits sagt, kommt es hauptsächlich im nordafrikanischen Atlasgebirge vor. Weitere Fundorte sind nur aus Ligurien bekannt, und dazwischen – nichts! Die hübsche Orchidee stand in einem einsamen Tal auf kleinen Wiesenterrassen.
Orchis patens
Bilder der Reise auf flickr
2007: Toskana, Umbrien, Abruzzen
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Grüße aus Neuscht! Mit RSS bin ich immer auf dem Laufenden…
Danke auch für die Privat-Show mit Kaffee bei euch!
Jan
Sehr schöner Reisebericht, sowohl botanisch als auch kulturell.