Wicklow Mountains

Aus kaledonischen Graniten, Quarziten und Schiefern ist die Bergkette der Wicklow Mountains, südlich von Dublin im Südosten Irlands gelegen, aufgebaut. In den letzten Eiszeiten wurden Täler und Berge von den Gletschern überformt, 26so dass die Landschaften heute von abgerundeten Bergrücken und ausgehobelten Trogtälern geprägt ist. Weite Teile der Wicklow Mountains sind von Mooren und Heiden bedeckt – von den ursprünglichen Eichen-Stechpalmenwäldern sind nur noch Fragmente übrig.

Glendalough

In einem landschaftlich großartigen Trogtal, nur etwa eine halbe Autostunde von Dublin entfernt, liegt die frühmittelalterliche Klosterstadt Glendalough im »Gleann Dá Loch«, dem Tal der zwei Seen. Der heilige Kevin soll sich im 6. Jahrhundert als Eremit in die Einsamkeit des Tales zurückgezogen haben. Aus seiner Gründung ging eine Klosterstadt hervor, die zu den wichtigsten Zentren des Christentums in Irland gehörte. Im Hochmittelalter soll die Anlage aus sieben Kirchen bestanden haben, man schätzt, dass damals etwa 3.000 Menschen im Tal lebten. Das Kloster überstand Wikingerüberfälle und Zerstörungen englischer Truppen, bevor es 1539 wie alle irischen Klöster aufgelöst wurde. Erhalten blieben St. Kevin’s Church, Teile der Kathedrale und der 33 m hohe, charakteristische Rundturm. Im 19. Jahrhundert wurden die Bauten teilweise rekonstruiert, und heute gehört die Anlage zum Weltkulturerbe und ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel.


Die Klosteranlage von Glendalough mit dem charakteristischen Rundturm

In Glendalough liegt das Informationszentrum des Nationalparks Wicklow Mountains, der gleich hinter dem Kloster beginnt. Am Upper Lake entlang führt der Weg ins Tal, erst durch Kiefernwälder, dann durch üppige Heidevegetation und schließlich durch Wiesen Moore bis zu den Ruinen einer ehemaligen Bergbausiedlung. Dahinter steigt der Weg an, und passiert eine Steilstufe.


Blick ins Vale of Glendalough

Der Bergbach kommt uns in Kaskaden entgegen. Er ist braun gefärbt vom Moorwasser, das ihn nährt – so braun wie das Guinness-Bier, das mit dem Wasser der Wicklow Mountains gebraut wird. Der Weg leitet hinauf auf die Hochplateaus. Die Hänge oberhalb des Vale of Glendalough sind mit den typisch atlantischen »blanket bogs« (Deckenmooren) überzogen, durch die ein Pfad aus Eisenbahnschwellen trockenen Fußes zum Bergrücken der Spinc geleitet.


Der Bach im Vale of Glendalough: braun wie das Guinness-Bier, das mit Wasser der Wicklow Mountains gebraut wird

Von diesem herrlichen Aussichtspunkt geht der Blick zur Klosterstadt und zum direkt unterhalb gelegenen Mündungsgebiet des Upper Lake, aus der Vogelperspektive ein Mosaik in saftigen Farben – grüne Wiesen, Sümpfe und Kiefern, die braunviolette Heide, der braune Bach und der blaue See. Steil führt der Pfad dann hinab in die feuchten, moosigen Eichenwälder am Pollanass-Wasserfall und zurück nach Glendalough.


Blick auf das Vale of Glendalough mit dem Mündungsgebiet des Upper Lake

Lugnaquilla

Die Tour zum Lugnaquilla Mountain, dem mit 925 m höchsten Berg der Wicklow Mountains, ist von ganz anderem Charakter. Aufgrund der zu bewältigenden Höhendifferenz von 800 Metern und des teils unwegsamen Moor- und Heidegeländes ist die Wanderung hinauf ein recht ordentliches Pensum. Der Weg belohnt die Mühen mit schönen Landschaftseindrücken. Nach einem steilen Anstieg aus dem Glenmalure erreichen wir den einsamen Karsee Arts Lough.


Arts Lough, ein Karsee am Fuß des Lugnaquilla Mountain

Hinter dem Arts Lough wird der Weg steiler, durchquert einen felsigen Hang und gewinnt die Anhöhe des Clohernagh. Hier oben sind die Spuren des großflächigen Torfabbaus sichtbar: noch heute heizen die Iren mit Torf, der heute jedoch industriell in den Midlands abgebaut wird. Der Torfstich hier oben muss dagegen aufgrund des langen Zustiegsweges recht mühsam gewesen sein. Die Moore hier oben sind jedenfalls fast völlig zerstört, oben am Bergrücken stehen meterhohe pilzförmige Torfreste, die als skurrile Denkmale ihrer eigenen Geschichte in der kargen Landschaft stehen. Jetzt sammelt sich in den Senken das Wasser, und die Sphagnum-Moose beginnen aufs neue, in unendlicher Langsamkeit, die Torfproduktion.


Das South Prison am Lugnaquilla, ein eiszeitliches Kar

Vorbei an der Karmulde des South Prison führt der Pfad hinauf zur zugigen Anhöhe des Lugnaquilla. Eine Übersichtstafel und eine Fahne bezeichnen den höchsten Punkt der Wicklow Mountains. Ein Wolkenbrei zieht nun über die Bergrücken, zwischendurch werden aber immer wieder Blicke über die Berglandschaft und die weiten Talländer der Grafschaft Leinster frei. Der Abstieg führt vom Clohernagh rasch und steil zurück ins Glenmalure.


Sedum anglicum, die Englische Fetthennem wächst im Felsgeröll der Wicklow Mountains

Great Sugarloaf

Der markanteste Berg der Wicklow Mountains steht am nordöstlichen Beginn der Bergkette gleich hinter Dublin. Aus der Ferne wirkt der Bergkegel des Great Sugar Loaf recht eindrucksvoll, aber beim Näherkommen entpuppt er sich als wahrer Scheinriese: er wird nämlich immer kleiner. Also ist die Besteigung nur eine kurze Wanderung, gerade richtig für einen Abendspaziergang. Wir verbringen einen schönen Abend oben bei viel Sonne, vielen schönen Fotowölkchen, bestem Licht und bei einem guten Schluck Stout.


The Great Sugar Loaf, ein Quarzitkegel vor den Toren Dublins

Wenn es ihn nicht schon gäbe, müsste man den Zuckerhut glatt hinbauen: er ist perfekt positioniert, nah an der Dublin Bay, nah an der Küste und mit genügend Distanz zu den Wicklow Mountains. Eine herrliche Aussichtswarte also, von der wir uns kaum trennen können – und ein wunderbarer Schlusspunkt der drei erlebnisreichen Tage in den Wicklow Mountains.


Wolken über der Dublin Bay

Bilder der Wicklows auf flickr

Glendalough und The Spinc
Fotostopp am Great Sugar Loaf
Lugnaquilla, Clohernagh und Arts Lough
Abend auf dem Great Sugar Loaf

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Irland von Marco. Setzen Sie ein Lesezeichen zum Permalink.

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