Die Vielgestaltigkeit der Mücken-Händelwurz ist seit langem bekannt und schon öfters mehr oder weniger konkret behandelt worden. Bekannt ist, dass zwischen den verschiedenen Formen und Lokalsippen teilweise beträchtliche genetische Unterschiede vorhanden sind. Viele der bislang publizierten Taxa wurden jedoch wieder verworfen, andere finden bislang in der Allgemeinbotanik noch kaum Beachtung.
Spät blühende, kräftige Pflanzen aus dem Aggregat der Mücken-Händelwurz wurden in der Vergangenheit meist als subsp. oder var. densiflora gelistet, teils auch im Artrang. Dieses aus Skandinavien beschriebene Taxon, dem oft eine Affinität zu feuchten Standorten nachgesagt wird, sehen viele Autoren als nicht passend zu den mitteleuropäischen Pflanzen an. Außerdem entspricht eine einzige Unterart im Gebiet der Rhön nicht dem gegenwärtigen Wissensstand, und es ist nicht klar, auf welche der Sippen das Taxon densiflora bezogen werden müsste.
Unter den jüngeren Publikationen zur Vielgestaltigkeit der Mücken-Händelwurz fand insbesondere Dworschaks Gliederung der Erscheinungsformen Beachtung, basierend auf den Verhältnissen in Südbayern. Auch erschien jüngst eine Arbeit von Vöth und Sontag, die sich auf österreichische Populationen bezieht. Inwiefern die darin genannten Taxa auf die Verhältnisse in der Rhön anwendbar sind, muss in Zukunft noch weiter erforscht werden.
Die Prächtige Händelwurz
Sicher erscheint jedoch, dass die von Dworschak beschriebene Gymnadenia splendida auch in der Rhön anzutreffen ist. Sie zeichnet sich insbesondere durch einen kräftigen Wuchs und einen gewürznelkenartigen Duft aus. Die Spitze des Blütenstandes ist während des Aufblühens oft zur Seite geneigt.
Die Duftende Händelwurz
Habituell ähnliche, relativ spät blühende und angenehm duftende Pflanzen wechselfeuchter Standorte entsprechen Gymnadenia splendida subsp. odorata. Eventuell gehören auch viele der bislang als densiflora kartierten Vorkommen zu diesem Taxon. Der splendida-Typ dürfte in der Rhön mehr westlich, der odorata-Typ eher östlich verbreitet sein.
Die Spätblühende Mücken-Händelwurz
Zumindest in der Kuppenrhön und im Bergwinkel kommen sehr spät blühende, kaum duftende Pflanzen in Kalkquellmooren vor . Sie entsprechen Gymnadenia conopsea subsp. serotina.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass es aus der Rhön auch alte Literaturangaben für die Wohlriechende Händelwurz, Gymnadenia odoratissima, gibt. Sie sind allesamt nicht belegt und gelten als sehr zweifelhaft. Verschiedentlich wurde schon die nahe liegende Vermutung geäußert, dass es sich dabei um Verwechslungen mit den duftenden Formen der Mücken-Händelwurz gehandelt habe.
Mehr dazu
» flickr.com | Gymnadenia splendida – alle Fotos von M. Klüber
» flickr.com | Gymnadenia conopsea subsp. serotina – alle Fotos von M. Klüber
» AHO-Bayern e.V. | Gymnadenia splendida subsp. splendida
» AHO-Bayern e.V. | Gymnadenia splendida subsp. odorata
» AHO-Bayern e.V. | Gymnadenia conopsea subsp. serotina
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