Landschaften der Rhön Orchideen in der Rhön und Mainfranken

Mit dem Begriff »Rhön« assoziiert man Melancholie, Weite und vielleicht auch Kälte, doch trifft dies in besonderem Maße auf die nahezu unbewaldeten Hochflächen der Hohen Rhön und die düsteren Vulkanstümpfe der Kuppenrhön zu.

In den Randgebieten macht sich vielmehr der Einfluss der umgebenden Landschaften bemerkbar. Besonders deutlich ist dies in der Fränkischen Rhön zu spüren, deren liebliche, sanftwellige Hügellandschaft sozusagen den Kontrapunkt zur rauen Hohen Rhön bildet. Im Fuldaer Land, im Hessischen Kegelspiel und in der Thüringer Rhön sind die Übergänge zwischen den verschiedenen Landschaftstypen dagegen weniger abrupt.


Kuppenrhön: Blick vom Grabenhöfchen zum Ebersberg

Ein wesentliches Merkmal fast aller Gebiete der Rhön ist die außerordentlich große morphologische Vielfalt auf engstem Raum. Als Ursache hierfür ist der tertiäre Vulkanismus anzusehen, der den Untergrund nachhaltig zerrüttet hat und in dessen Folge wiederum vielfältige Hebungs- und Erosionsprozesse die Landschaft formten. Schließlich hat der Mensch durch die Schaffung einer strukturreichen Kulturlandschaft dazu beigetragen, daß die Rhön das geworden ist, als was wir sie heute schätzen:
Das »Land der offenen Fernen«.

In der Folge werden die Naturräume der Rhön und der angrenzenden Gebiete kurz vorgestellt, die naturräumliche Gliederung wurde dabei stark vereinfacht.

Hohe Rhön

Die Hohe Rhön bildet das Rückgrat des Gebirges. Dieser von mächtigen Basaltdecken geformte Hauptkamm baut sich entlang einer SSW-NNO-Achse auf (in etwa dem Verlauf der hessisch-bayerischen Landesgrenze folgend). Zur Südrhön und insbesondere zur östlichen Vorderrhön hin ist die Hohe Rhön durch eine bis zu 500 m hohe Landstufe scharf abgesetzt.

Man unterscheidet mehrere Untereinheiten, deren Entstehung auf die tiefen Kerbtäler von Sinn, Ulster, Fulda, Brend und Kellerbach zurückzuführen sind, die in die Flanken des Gebirges eingreifen und einzelne Gebirgsstöcke aus dem Verband der Hohen Rhön herauslösen. An erster Stelle ist die Lange Rhön zu nennen (Heidelstein, 926 m), das eigentliche Zentrum der Rhön. Nördlicher Pfeiler ist der Ellenbogen. Das sogenannte Abtsrodaer Gebirge trägt den höchsten Gipfel (Wasserkuppe, 950 m), ist aber vom Hauptkamm deutlich abgesetzt. Im Südwesten gruppieren sich Dammersfeld (928 m) und Kreuzberg (928 m) mit ihren Nebengipfeln, die Schwarzen Berge (Totnansberg, 839 m) bilden den südlichen Abschluß der Hohen Rhön.


Sonnenaufgang an den Hexenbuchen am Himmeldunk

Kuppenrhön

Der Hohen Rhön nordwestlich vorgelagert ist die Kuppenrhön. Sie reicht von der Großen Nalle im Süden über die Milseburg (835 m) und die Ulstertalberge bis hin zum Baier bei Dermbach. Die Kuppenrhön zeichnet sich im Gegensatz zur eher plateauartigen Hohen Rhön durch hochaufragende, meist felsenbekrönte Basalt- oder Phonolithkuppen aus, die aus ihrer Umgebung regelrecht herauspräpariert worden sind. Die Phonolithvorkommen der Rhön sind nahezu vollkommen auf die Kuppenrhön konzentriert.


Der Teufelstein

Vorderrhön

In der Vorderrhön ist die Landschaft wesentlich ruhiger gegliedert als in der Kuppenrhön. Im Westteil ist das überwiegend bewaldete Tafelland zwischen Fulda- und Haunetal landschaftsprägend, östlich der Linie Hünfeld – Eiterfeld ist der Rest einer Muschelkalkplatte erkennbar, die über Haune- und Nüsttal aufragt und wiederum von einer beträchtlichen Anzahl von Vulkanstümpfen bekrönt ist, die man als Hessisches Kegelspiel bezeichnet (im Soisberg 630 m hoch).


Hessisches Kegelspiel

Das Feldatal trennt die nördliche und östliche Vorderrhön. Die östliche Vorderrhön ist ein reich gegliedertes Mosaik von Muschelkalk-Rücken und Buntsandstein-Tafelländern. Nördlich der Linie Fladungen – Meiningen ragen noch viele Basaltkuppen auf, südlich davon treten sie nur im Kontakt zur Hohen Rhön und vereinzelt entlang der Streu auf. Im sogenannten Besengau zwischen Ostheim, Oberelsbach und Bastheim steht flächendeckender Muschelkalk an (er hängt hier mit der Fränkischen Platte unmittelbar zusammen), doch er überschreitet nicht das Elsbachtal, das daher die Vorderrhön von der Südrhön abgrenzt.


Rockenstuhl

Südrhön

Buntsandstein ist in der Südrhön das vorherrschende Gestein und prägt die Landschaft. Großflächige Wälder wechseln mit stillen Tälern ab – ein Bild, das dem Spessart fast zum Verwechseln gleicht. In der Tat stellt die Südrhön das unverkennbare Übergangsgebiet zum Spessart dar, von dem sie nur der tiefe Graben des Sinntals trennt.

Eine Sonderstellung nehmen jedoch die Berge um Oberleichtersbach ein, die basaltischen Ursprungs sind und auch den für die höheren Rhönberge typischen »Kragen« aus Muschelkalk aufweisen. Sie stellen geologisch gesehen die Fortsetzung der Schwarzen Berge dar, sind im Landschaftsbild jedoch dem Hessischen Kegelspiel sehr ähnlich. Diese Berge werden auch manchmal »Brückenauer Kuppenrhön« genannt.


Blick über die Südrhön: Links der Büchelberg, dann der Dreistelz, die Pilsterköpfe, im rechten Bildteil die Platzer Kuppe, die Schwarzen Berge und der Kreuzberg

Fuldaer Becken

Die Kuppenrhön grenzt im Westen unmittelbar an das Fuldaer Becken, das außer dem Fuldatal im engen Sinne auch noch das Fliedetal im Südwesten und das Lüdertal im Nordwesten umfaßt. Am Westrand fallen einige basaltbekrönte Muschelkalkberge auf (z.B. der Haimberg, 430 m), die zum Vogelsberg überleiten.


Blick vom Giebelrain westwärts über das Fuldaer Becken, am Horizont der Vogelsberg

Bergwinkel

Diese zwischen Rhön, Spessart und Vogelsberg liegende Landschaft steht geologisch der Rhön am nächsten, denn im Gegensatz zu Spessart und Vogelsberg ist auch hier die rhöntypische Kombination aus Buntsandstein, Muschelkalk und Basalt zu finden. Der vom Tal der Kinzig durchzogene Bergwinkel ist durch den Hessischen Landrücken vom Fuldaer Becken getrennt.


Landschaft im Bergwinkel

Fränkische Saale

Am Südfuß der Rhön entlang fließt die Fränkische Saale. Während nördlich des tief eingeschnittenen Flußtales nur vereinzelte Muschelkalkreste zu finden sind, schließt sich im Süden die Fränkische Platte an. Offenbar hat die Saale hier eine Schwachstelle zwischen Sandstein und Kalk zur Talbildung ausgenutzt und dabei die Erthaler Kalkberge und einige andere Muschelkalkschollen von der Platte abgeschnitten. Mehrere Seitenflüsse der Saale haben ebenfalls schon tief in die Platte eingegriffen. Im Gegensatz zu allen anderen Rhönflüssen mäandriert die Fränkische Saale stark.

Bemerkenswert sind zwei zwischen Saale- und Werntal aufragende Berge vulkanischen Ursprungs (Reußenberg, Sodenberg), die als abgelegene Vorposten des Rhönvulkanismus ziemlich allein auf weiter Flur stehen. Der Sodenberg erreicht immerhin 500 m Höhe.


Blick vom Sodenberg ins Saaletal mit der Burg Saaleck

Grabfeld

Im östlich an die Rhön anschließenden Grabfeld stehen zwei mächtige Vulkanberge, nämlich das Paar der Gleichberge (679 m), die das Land weithin sichtbar um 400 m überragen. Als Teil des Fränkischen Schichtstufenlandes weist die Gegend noch flächendeckenden Keuper auf, der in der Rhön (die in der Schichtenfolge ja tiefer liegt) längst bis auf wenige Reste abgetragen ist.


Die Gleichberge über dem Grabfeld

Werratal

Die Werra umrahmt das Grabfeld nördlich, bevor sie nordwärts zwischen Rhön und Thüringer Wald hindurchfließt. Die Hügel links und rechts des Flusses sind überwiegend aus Kalk aufgebaut


Blick über das Werratal zu den Bergen der nördlichen Rhön

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