Sumpf-Weichblatt Hammarbya paludosa Orchideen in der Rhön und Mainfranken

Das Sumpf-Weichblatt ist die zarteste und kleinste heimische Orchidee und die einzige, die mit den unwirtlichen Standortbedingungen der Hochmoore zurecht kommt.

Das Sumpf-Weichblatt

Diese Art gilt als nordisch­-boreales Eiszeitrelikt und wächst in der Rhön nur an zwei Stellen in Schwingrasen verlandender Seen. Sie ist akut vom Aussterben bedroht: Bereits bei der Entdeckung 1878 waren nur wenige Pflanzen zu finden, und so ist es bis in unsere Tage geblieben. Die Standorte werden per Monitoring beobachtet und einem Biotopmanagement unterzogen. Sie sind strengstens geschützt und unterliegen einem strikten Betretungsverbot für Besucher, da schon die geringsten Schädigungen des sensiblen Lebensraumes zum Erlöschen der Kleinpopulationen führen könnten.


Sumpf-Weichblatt auf der Lofoten-Insel Vestvågøya, Norwegen, 05.07.2016

Nomenklatur

Wissenschaftlicher Name:
Hammarbya paludosa (L.) Kuntze 1891

Gebräuchliche Synonyme:
Malaxis paludosa (L.) Sw. 1800

Deutsche Namen:
Sumpf-Weichblatt, -Weichkraut, -Weichwurz, -Weichorchis

Kurzbeschreibung

Kleinste heimische Orchidee, sehr zart und unscheinbar, ganze Pflanze grün, Wuchshöhe 5-15 cm. Rhizom vertikal, mit 2 bis 3 Pseudobulben, die oberste davon oberirdisch. 2 bis 3 Laubblätter, die oberste Pseudobulbe einhüllend, am Rand mit kleinen Brutknospen. Blütenstand locker, bis zu 35-blütig. Blütengröße 2-3 mm. Blüten winzig klein, zart, gelblichgrün, Lippe aufgrund 360°-Resupination aufwärts stehend. Sepalen eiförmig, zurückgeschlagen, Petalen etwas kürzer, an der Spitze zurückgeschlagen. Lippe zugespitzt, das Säulchen einhüllend. Bestäubung durch kleine Mücken, Schlupfwespen und Bienen.
Blütezeit in der Rhön: Mitte Juli – Mitte August.


Sumpf-Weichblatt auf der Lofoten-Insel Vestvågøya, Norwegen, 05.07.2016

Vorkommen und Standort

In der Rhön äußerst selten, nur in verlandeten Dolinenseen vorkommend. Biotope äußerst störungsempfindlich; striktes Betretungsverbot.
Standorte: Hochmoore. In Schlenken, Zwischenmooren und Verlandungszonen von Seen, oft unmittelbar am oder sogar im Wasser zwischen Torfmoosen wurzelnd. Auf torfigen, äußerst nährstoffarmen, sauren Böden.
Höhenverbreitung in der Rhön: ca. 400 m bis 500 m.
Gesamtverbreitung: Boreal zirkumpolar, weiter südwärts nur Reliktvorkommen.

Mehr zu dieser Art

» flickr.com | Hammarbya paludosa – alle Fotos von M. Klüber
» de.wikipedia.org | Sumpf-Weichorchis
» AHO-Bayern e.V. | Hammarbya paludosa

» zur Startseite ‚Orchideen der Rhön‘
» zum Inhaltsverzeichnis
» zurück zum Beginn dieser Seite