Naturschutz Orchideen in der Rhön und Mainfranken

Alle in Deutschland wild wachsenden Orchideen sind gesetzlich geschützt und dürfen weder gepflückt, ausgegraben noch sonstwie beschädigt werden. Dennoch stellen manche Menschen den Orchideen nach, graben sie für den heimischen Garten aus (wo sie der sichere Tod erwartet), handeln illegal mit ihnen oder stehlen Samen für private Nachzuchten. Selbst die vermeintlich überwundene Salep-Räuberei wurde in der Rhön jüngst wieder beobachtet.

Weil Orchideen in besonderer Weise die Schönheit und die Reichhaltigkeit unserer heimischen Umwelt verkörpern, kommt ihnen in mancher Hinsicht eine Schlüsselrolle im botanischen Artenschutz zu. Denn Orchideen sind Bioindikatoren für den Zustand ihres Lebensraumes, und ihre Standorte bieten meist auch weiteren, nicht minder seltenen und schützenswerten Pflanzen und Tieren Zuflucht. Doch mit dem Artenschutz allein ist es nicht getan, denn die meisten heimischen Orchideenarten sind ebenso auf den Schutz und die Pflege ihrer Lebensräume angewiesen. Um die ökologische Vielfalt der Rhön zu erhalten, wurden viele herausragende Gebiete unter Flächennaturschutz gestellt.

Flächennaturschutz

In der Rhön bestehen folgende Typen von Flächenschutzgebieten:
– Naturschutzgebiet (§13 BNatSchG)
– Naturpark (§14 BNatSchG)
– Landschaftsschutzgebiet (§15 BNatSchG)
– Naturdenkmal (§17 BNatSchG)
– Geschützter Landschaftsbestandteil (§18 BNatSchG); in Thüringen: Flächen-Naturdenkmal; in Hessen vom Naturdenkmal abgedeckt
– UNESCO-Biosphärenreservat

Der Bedeutung der Rhön als Naturraum von herausragender Bedeutung wurde in den 1960er Jahren mit der Einrichtung der Naturparks Rechnung getragen. Im hessischen Gebietsteil wurde schon 1967 eine »Landschaftsschutzverordnung für den Naturpark Hessischen Rhön« geschaffen. Bayern zog im Jahre 1982 mit der »Verordnung über den Naturpark Bayerische Rhön« nach. Die beiden Naturparks der Rhön (Bayerische und Hessische Rhön) sind jedoch keine Naturschutzeinrichtungen im eigentlichen Sinne, sie dienen vielmehr der Erholung des Menschen in intakten Landschaften.

Biosphärenreservat

Bereits kurz nach der Wiedervereinigung, im Jahr 1991, wurde die Rhön von der UNESCO im Rahmen des inter- nationalen Umweltprogrammes »Man & Biosphere« (der Mensch und die Biosphäre) als länderübergreifendes Biosphärenreservat anerkannt. Unter Einbeziehung von Landwirtschaft, Naturschutz, Tourismus und Gewerbe sollen die Vielfalt und die Qualität des Gesamtlebensraumes Rhön dauerhaft gesichert werden. Dabei sollen langfristige und wirtschafliche Rahmenbedingungen für Landwirtschaft und Gewerbe geschaffen werden, die im Einklang mit dem Schutz und der Pflege der heimischen Landschaft und Natur stehen.

Das Biosphärenreservat ist in verschiedene Zonen unterteilt: In den »Kernzonen« findet überhaupt keine Nutzung statt, das Betreten außerhalb der Wege ist hier verboten. In der »Pflegezone« werden naturschützerische und landwirtschaftliche Belange aufeinander abgestimmt. Dabei muss eine schonende, naturnahe Landnutzung erfolgen. Das für die Rhön typische offene, strukturreiche Grünland mit hoher Biotopwertigkeit fällt größtenteils in diese Zone. Auch viele orchideenreiche Lebensräume, vor allem die extensiv genutzten Grünlandgebiete, liegen in der Pflegezone. In der »Entwicklungszone« liegen insbesondere die Dörfer und Städte samt ihrer intensiv genutzten Umgebung.

Das Biosphärenreservat Rhön hat sich zum Ziel gesetzt, unter Einbeziehung der Bevölkerung und der regionalen Wirtschaft Rahmenbedingungen für ein ökologisch verträgliches Miteinander von Natur und Mensch zu schaffen. Auf diese Weise soll die Qualität des Gesamtlebensraums Rhön dauerhaft gesichert werden. Dabei wird die ohnehin schon starke regionale Identifikation der Bevölkerung gezielt für ein Regionalmarketing genutzt. So wurde beispielsweise das Rhönschaf, eine ehemals fast ausgestorbene Schafrasse, zu einem neuen Sympathieträger für die Region – und überdies zu einem hervorragenden Landschaftspfleger. Ökologisch verträgliche Landnutzung und nachhaltige Energiekonzepte sollen die Qualität des Lebensraumes Rhön langfristig sichern und ausbauen. Der zukünftigen Naturschutzarbeit wurden zoologische und botanische Artenschutzkonzepte zugrunde gelegt. Auch einige Orchideen sind darin als »Zielarten« gewürdigt. In diesen Konzepten geht es nicht nur um konkreten Artenschutz und Biotoppflege, sondern auch um die Information und Sensibilisierung der Bewohner und Besucher der Rhön.

Allein innerhalb des Biosphärenreservates Rhön beträgt die Gesamtfläche der Naturschutzgebiete und einstweilig sichergestellten Flächen über 18.000 ha. Die Schutzgebietskulisse in der zentralen Rhön zählt damit zu den bedeutendsten in Deutschland.

Naturschutzgebiete

Besonders schutzwürdige Gebiete in der Rhön wurden als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Hier bestehen strenge Verhaltensregeln für Besucher, beispielsweise ist das Verlassen der Wege und das Pflücken aller Pflanzen verboten. Die meisten Naturschutzgebiete in der Rhön sind dennoch zugänglich und für Besucher unmittelbar erlebbar. Ein Teil der Naturschutzgebiete wurde auch wegen besonderer Orchideenvorkommen Meiningen ausgewiesen, denn das Auftreten bestimmter Arten zeigt auch eine hohe Biotopwertigkeit auf.

FFH-Gebiete

Das europäische Schutzprogramm Natura 2000 wird in der Rhön mittels so genannten »Flora-Fauna-Habitat-Gebieten« umgesetzt. Prioritäre Tier- und Pflanzenarten im europäischen Artenschutz werden einem Standortmonitoring unterzogen, um ihre Bestände langfristig zu sichern – so auch der Frauenschuh, dessen Standorte und Bestände von den zuständigen Behörden, Naturschutzinstitutionen und ehrenamtlichen Helfern kartiert und überwacht werden.

Schutz der Orchideen

Dem Schutz und der Pflege heimischer Orchideen in besonderer Weise verpflichtet sind die Arbeitskreise Heimische Orchideen (AHO), die auch in der Rhön Pflegeeinsätze und Grundstücksankäufe tätigen, um die Orchideen und ihre Lebensräume zu schützen. Viele unserer Orchideen sind existenziell von der Pflege ihrer Habitate abhängig. Dies betrifft insbesondere die Arten der Halbtrockenrasen, Wiesen und Sümpfe, die als Kulturfolger in unserer Landschaft Fuß fassen konnten. Doch auch die Arten der Wälder profitieren von schonender und nachhaltiger Waldwirtschaft.

Schließlich gehört zum effektiven Naturschutz auch die Information und Umweltbildung. Damit soll erreicht werden, dass sich jeder Besucher, der Orchideenlebensräume aufsucht, rücksichtsvoll verhält. Denn wer Orchideen beobachtet, trägt unmittelbare Verantwortung für den Schutz dieser botanischen Edelsteine.

Der Naturschutz mitsamt allen seinen Instrumentarien steht auch in der Modellregion Rhön auf dem Prüfstand. Denn ihr ökologischer Reichtum ist nicht allein naturgegeben, sondern auch durch das vielfältige und behutsame Wirtschaften und Pflegen des Menschen entstanden. Nur mit zukunftsweisenden Konzepten und viel Engagement kann das Naturerbe der Rhön langfristig bewahrt werden – und somit auch die heimischen Orchideen.

Weiterführende Links

Biosphärenreservat Rhön (Hessen)
de.wikipedia.org | Naturschutz
de.wikipedia.org | Naturschutzgebiet
de.wikipedia.org | Naturpark
de.wikipedia.org | Landschaftsschutzgebiet
de.wikipedia.org | Naturdenkmal
de.wikipedia.org | Geschützter Landschaftsbestandteil
de.wikipedia.org | Biosphärenreservat

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